KÖNNEN DIESE JUNGS DIE SCHULE ERSETZEN?
Starten wir ausnahmsweise mit einer Predigt über die Bildung: Wir lernen fürs Leben und Bildung ist ein sehr wichtiger Bestandteil für ein erfolgreiches Leben. Welche Rolle nimmt da noch die Schule ein? Trotz der relativ langen Zeit, die wir in diversen Bildungsstätten verbringen dürfen, fühlen sich dort die meisten Schüler, Auszubildenden oder auch Studenten nicht annähernd auf das vorbereitet, was in der Arbeitswelt auf sie wartet.
Das bestätigen auch Alexander Giesecke und Nicolai Schork, Co-Gründer und Geschäftsführer von simpleclub. “Wenn man auf die ganzen anderen Entwicklungen im digitalen Bereich schaut, ist es krass, wie wenig Ressourcen noch in Bildungsangebote fließen”, sagen sie in unserem Podcast. “Alles ändert sich so schnell, aber das Schulsystem steht noch auf dem Standpunkt wie vor 50 Jahren.”
CORONA ALS GAMECHANGER – AUS DER NOT LÄSST SICH ETWAS GROSSES ENTWICKEL
Genau dort wollen Alex und Nico ansetzen. Mit ihrer Online-Lernplattform sind sie schon ein gutes Stück in Richtung Bildungszukunft gegangen. Aber da geht noch mehr, wie sie Julian ausserdem verraten.
Simpleclub ist bekannt geworden durch unzählige Lernvideos zu naturwissenschaftlichen Themen, die über YouTube ausgestrahlt werden. Zu Corona hat wohl jeder Schüler mit Nico und Alex im Homeoffice gelernt; sicherlich getriggert durch die kostenlosen Premiumcodes, die die Unternehmer zu Beginn der Pandemie an den Schulen verteilten. Doch statt der zehn Antworten, die beide auf die Aktion eigentlich erwartet hatten, wurden innerhalb von fünf Tagen 1,9 Millionen Lizenzen im Wert von 30 Millionen Euro rausgehauen.
Für Alex war das der Moment, in dem er begriff, dass sich Simpleclub zu etwas wirklich Großem entwickeln könnte. „Langfristig könnten wir zu einem Ersatz für das Schulbuch werden.“ Eine Chance also, den klassischen Weg des Lehrens und Lernens zu revolutionieren? Immerhin hat sich längst gezeigt, dass der sogenannte Frontalunterricht als Sackgasse in den 1950er hängen geblieben ist.
VOM BOOTSTRAPPING ZUR SEED-FINANZIERUNG
Doch von Revolution kann noch keine Rede sein. Wohl aber von einer Anpassung, einer Parallelstraße, die, um das Bild fortzuführen, von immer mehr Schülern bevorzugt wird: Mittlerweile gibt es über zehn Kanäle, die insgesamt 3,4 Millionen Abonnenten erreichen und die Simpleclub-App wird von einer Millionen Schüler genutzt. Dazu kommen knapp 200.000 Follower über weitere Kanäle wie über Linkedin und Instagram.
Mit Bildung zum millionenschweren Start-Up. Wie geht das und was kann man sich als Gründer von den Jungunternehmern abgucken? Immerhin zählt simpleclub zu den bekanntesten Start-Ups Deutschlands, das 2022 für jede Menge Gesprächsstoff sorgten, indem sie einen 7,2 Millionen Euro Zuschlag von Top-Investoren während einer Finanzierungsrunde der Serie A für sich beanspruchen konnte. Die elf Jahre zuvor hatte Simpleclub bewiesen, dass sich auch mit Bootstrapping ein tragfähiges Geschäftsmodell mit starkem Wachstumspotenzial aufbauen lässt.
DIE SACHE MIT DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ
Zur Podcast-Aufnahme zeigen Nico und Alex auf jeden Fall, dass sie nicht nur Mathe, Chemie und Bio vermitteln können, sondern zudem in Sachen Gründung Potenzial zum Lehrmeister hätten.
Themen sind unter anderem Markenbildung – wie lassen sich social Media Plattformen für Reichweite und Awarness nutzen?-, effiziente Arbeitsaufteilung, Peoplemanagement und gesundes Wachstum, was würden beide rückwirkend anders oder vorzeitiger machen?
Doch zurück zur Ausgangsfrage: Kann Simpleclub die Schule ersetzen? „Das ist nicht unser Ziel“, heißt es ausweichend. Aber die beiden verraten Julian im Podcast, was sie stattdessen alles vorhaben, wo sie die Chancen von KI sehen und was im Bildungssystem endlich anders laufen soll.